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Die tatz.

Das deutsche Diplomacy-Magazin.

Feuilletatz
Baas Blicke über den Tellerrand (1)

Diplomacy ist kein deutsch(sprachig)es Phänomen. Tatsächlich ist das deutschsprachige Hobby als Massenbewegung eher jung im Vergleich etwa zu den großen und geschichtsträchtigen Communities in den USA oder Frankreich. Mancher Newbie, der Zeit seines Lebens nur bei lokalen Anbietern gespielt hat, ist erstaunt zu sehen, dass das internationale Diplomacy ein organisiertes, völkerverbindendes, Freundschaften über Grenzen hinaus förderndes Hobby ist, das viele hierzulande unbekannte Plattformen, Geschichten und exzentrische Persönlichkeiten zu bieten hat, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.

Ernsthaft an Diplomacy interessierte Spieler werden rasch feststellen, dass es viel zu sehen gibt. Blicke über den Tellerrand zahlen sich allemal aus. Um diesen Blicken ein wenig nachzuhelfen, holt diese tatz-Glosse die große weite Diplomacy-Welt zu euch nach Hause. Heute:

Pt.1: Weltranglisten

Keine Frage, die wenigsten spielen Diplomacy primär, um in irgendwelchen Highscore-Listen ganz oben zu stehen (Hr. Kotschy vielleicht ausgenommen). Den meisten genügt der Spaß an der Freude und der Kick eines guten Spiels. Allerdings sehen etliche dann doch gerne ihren Namen in Aufstellungen über Spielstärke oder Erfolge aufscheinen; je erfolgreicher man spielt, umso lieber.

Der Listen sind daher viele. Jede Plattform, die was auf sich hält, verfügt über mindestens eine wie auch immer geartete interne Aufstellung, einen Highscore, wie Computer-Spieler das aus Erfahrung nennen - manche sogar über mehrere.

Umfassende Weltranglisten hingegen sind schwierig zu erstellen. Immer wieder gibt es Versuche, doch die Probleme beginnen bereits mit den vielen unterschiedlichen Scoring-Systemen; beinahe jedes Turnier, jede Community pflegt ihre eigene Master-Formula zur Berechnung der Spielerleistungen. Und je nach verschiedenem Scoringsystem ist auch die Spielweise in den einzelnen Partien eine völlig andere, und so läuft man Gefahr, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, wenn man eine allgemeine Weltrangliste erstellt. Dennoch: im Netz finden sich derzeit zwei Projekte, die einen näheren Blick wert sind.

DPTR
In Amerika gibt es seit längerem das Diplomatic Pouch Tournament Rating, kurz DPTR. Der DPTR-Wert gibt Auskunft über die FtF-Spielstärke des betreffenden Spielers und errechnet sich eher komplex über eine Formel, die Turnierstärke und Platzierungen des Spielers einberechnet. Jeder Spieler startet bei 40 Punkten (noch bevor er überhaupt eine FtF-Partie gespielt hat), und je nach Turnierergebnis verbessert oder verschlechtert man sich. Das Turnierergebnis berechnet sich nach der Formel Teilnehmer plus 0,5 (?) minus Platzierung geteilt durch Teilnehmer mal 100. Alles klar? Dieses Turnierergebnis verbessert oder verschlechtert das aktuelle Rating des Spielers. Schwachpunkt ist definitiv die Tatsache, dass man eine gute Platzierung sehr rasch wieder los ist, wenn man in einem Turnier schlecht scort.

Ein tolles Feature sind allerdings die Ranglisten der einzelnen Länder, die man sich unabhängig von der großen Liste ansehen kann. Lustig. Bester Deutscher ist laut DPTR Cyril Sevin. Der ist zwar Franzose, wohnt aber schon längere Zeit in Deutschland und kann ob seiner akzentfreien Aussprache des Deutschen vermutlich ohne weiteres als 'Hiesiger' durchgehen. Thomas Franke vor Dominik Panic folgen auf den Plätzen.

Ein wenig stutzig wird man allerdings, wenn man die österreichischen Spieler im Vergleich betrachtet. Die Nummer eins Sebastian Beer mag ja noch ihre Berechtigung haben; was aber Holger Werner, Jan Badurczik, Matthias Langensteiner und Thomas Hannig auf der Austria-Liste zu suchen haben, bleibt ein Rätsel. Oder geht Bayern bereits als Nordösterreich durch (und bitte jetzt um Verzicht auf dumme Witze)?

Erläuterung des Systems 'DPTR':
http://www.diplom.org/Face/DPTR/system.html

Derzeitige Wertung 'DPTR':
http://www.diplom.org/Face/DPTR/AllRatings.html

WPE
Brandneu (und der eigentliche Anlass zu diesem Artikel) ist die World Palmares Evaluation (kurz: WPE) der ambitionierten französischen Seite www.18centres.com. Was genau Palmares nun bedeutet wird von den Machern Yann Clouet, Lei Saarleinen und Gwen Maggi (allesamt bekannt von der EDC in Darmstadt) leider nicht erklaert. Dafür der Modus umso genauer.

Wichtigster Unterschied zum DPTR ist, dass die Spieler ihren Score hier nicht mehr verschlechtern können. Baut man in einem Turnier Mist, schreibt man nur nicht hinauf. Kumulativ nennt man das. Die Summe an Punkten, die man nach einem gespielten Turnier zu den bisherigen dazuaddieren darf, ergibt sich aus dem Produkt des Platzierungsbonus (nur die besten 7, bei größeren Turnieren auch mehr, bekommen so etwas) und dem Turnier-Koeffizienten, je nach Bedeutung, Tradition und Größe des Turniers.

Im 'deutschsprachigen Raum' ist die GDC mit einem Koeffizienten von 3,5 das wichtigste Turnier, gefolgt vom österreichischen FAT (Bonus für "Major Competition of one area") mit 3,0 und der BerliCon mit 2,0. (?Die BerliCon 2005 erhält demnach einen Koeffizienten von 5,5, weil sich zum turniereigenen Wert dieses Jahr noch der Bonus für die Deutsche Meisterschaft addiert (die GDC = German DipCon).?)

Die Spieler des deutschsprachigen Sprachraums finden sich hier unter ferner liefen. Klar, in einem kumulativen System muss man schon eine Zeit lang spielen, um wirklich an die Spitze vorzustoßen, und in anderen Ländern finden seit Jahrzehnten Turniere statt. Nummer 1 wäre auch hier Cyrille Sevin auf Platz vier, allerdings ist der immer noch Franzose. Der nächste lauert auf Platz 72: Frank Meerbach. Nie gehört. Ein Pseudo für den Bacher? Nein, der nimmt Platz 248 ein. 163. ist André Ilievics, 171. Igor Kurt und 202. Dominik Panic.

Erläuterung des Systems 'WPE':
http://www.18centres.com/SPIP3/article.php3?id_article=198

Derzeitige Wertung:
http://www.18centres.com/SPIP3/article.php3?id_article=199

Ausblick
Ist so eine Weltrangliste auch für das Pbem-Hobby möglich? Theoretisch ja, allerdings mit Schwierigkeiten verbunden. Erstens werden bei den vorgestellten Ratings nur Turnierplätze gewertet, keine Einzelspiele. Damit umgeht man fast das Problem, wie man Draws/Spielabbrüche allgemein gültig bewertet. Allerdings ist der Pbem-Betrieb nicht so sehr auf Turniere fixiert wie die FtF-Szene. Etliche E-Mail-Partien würden unbewertet bleiben (wie alle privaten FtF-Partien auch).

Die Frage, wie Einzelpartien zu werten sind, ist damit außerdem nicht geklärt. Hier wird es nach wie vor Dutzende Systeme geben, und ein die allgemeine Übernahme eines einheitlichen Modus ist nicht in Sicht.

Sebastian Beer