Feuilletatz
Akute Kamera
Die akute Kamera: Neues aus dem Politbüro (genannt Rat der Weisen)
Heute:
*** Politkrimi pur *** Minister für Strategie stolpert über Master-Affäre *** Timo Müller geht, Stefan Unger rückt nach ***
Es sollte ganz geheim ablaufen - doch nicht mit uns! Die tatz deckt Timo Müllers Rücktritts auf (Teil 1) - und interviewt den neuen, total demokratisch und unter Einsatz von nur ganz wenig Erpressung in den Rat erwählten neuen Weisen Stefan Unger (Teil 2).
Teil 1
Bonn. Dirktator Hammann hat mit sofortiger Wirkung und unter Respekt- und Dankesbekundungen ("Och Möööönsch") Timo Müller, genannt M, aus dem Amt des Strategieministers entlassen. Die Nachfolger-Frage war schnell geklärt. Der Dirktator berief umgehend Stefan Unger ins neu geschaffene "Ministerium für besondere und nicht näher erläuterte, teilweise geheime aber oft auch einfach nur von keinem anderen Minister gern übernommene Aufgabenbereiche" (MfBunnetgaoaenvkaMgüAgb).
M, bisher Herausgeber der beliebten und fast jährlich erscheinenden Strategie-Zeitung "Pouch", hatte überraschend eine Doktoranden-Stelle in Sibirien angenommen und daher seinen Rückzug aus allen Partei- und Ratsämtern angeboten. Normalerweise ist Ämterhäufung im Rat der Weisen kein Problem. "Doch leider leider", so Energie-Minister Jörg Weiß, "gibt es in Sibirien kein Internet". Weiß legt ein schelmisches Lachen auf: "Daher kann er als Doktorand seine Ratsmitgliedschaft nicht fortführen."
Doch warum dieser Rücktritt? M's neu angetretene, lukrative Stelle an der "Glosnoskosiwibirsker Hochschule für Propaganda und Psychologische Kriegsführung" ist freilich nur Fassade. In Wirklichkeit ist M über die Master-Partie gestolpert und öffentlich unhaltbar geworden. Er wählte nun einen leisen Abgang, bevor die Machenschaften um diese Partie 751 zu viel Staub rund um den von Vetternwirtschaft durchzogenen RdW aufwirbeln konnten. Doch zu den Hintergründen.
Im zarten Alter von null Jahren wurde M in einer nicht näher benannten Stadt im Süden Mitteleuropas geboren. Nach diesem gelungenen Anfang ging es weiter steil bergauf: Angeregt von Dirk Hammanns Idee eines oligarchischen Diplomacy-Herrschaftsapparates, war es ihm mit staatstragenden Zeitungen ein ums andere Mal gelungen, das Ludo-Volk von den krassen Demokratie-Defiziten in der Gemeinschaft abzulenken und statt dessen denkintensiver Theorie-Arbeit zuzuführen. Das Wirtschaftswunder war die Folge, ein Meilenstein für den Aufstiegs Ludomaniacs zur innovativen Industriemacht unter den global Players! Gedankt wurde es ihm 1997 mit einem Sitz im Rat der Weisen und seither mit einem jährlich automatisch steigenden Highscore-Wert (der sogenannten Weisen-Rente).
Doch bald kam M in Verdacht, lediglich ein Doppelaccount des Dirktators zu sein. Es fiel auf, dass er sich eigentlich immer nur dann zu Wort meldete, wenn es Dirk nützlich war, um ihm jedes Mal 100% zuzustimmen. Zwar hatte sich M zuletzt in der Öffentlichkeit immer seltener gezeigt und war gegen jeden Widerstand mit Rückendeckung von ganz oben weiter auf seinem Posten geblieben. Doch nun nützte ihm auch das nicht mehr. Der Anfang vom Ende einer steilen Karriere kam mit Standard-Partie 751 - der Masters.
Die Top 7 des Highscores, Volkshelden und gedopte Sportidole alle miteinander, sollten in dieser Partie das angeschlagene Image von Ludos Politbüro, genannt "Rat der Weisen", mit einer inszenierten Großveranstaltung wieder aufpolieren. "Gähn" sagte die Öffentlichkeit, doch das Politbüro ließ sich sein Schaulaufen nicht verderben. Extra aus Hollywood wurde der Komödien-Regisseur Andreas Kull als SL eingeflogen. Seine geniale Idee: Als Abgesandter des RdW sollte M am Ende der Partie Hand in Hand mit einem gewöhnlichen Vertreter der Arbeiterschaft einen Zweierdraw beschließen. Der Frieden der Klassen wäre wiederhergestellt gewesen. Doch es kam anders: Andreas Braun griff 1917 statt zum Draw mit einem völlig unvorhergesehenen Zug ins Schwarze Meer nach dem 18. Center. Vor der entscheidenden Herbst-Auswertung wurde die Partie daher angehalten und M kurzerhand nach Sibirien versetzt. Ausgang ungewiss.
Informationen über den Master-Skandal dringen nur spärlich an die Öffentlichkeit. Kommt die Partie im Archiv für staatsfeindliche Aktivitäten unter Verschluss? Wird sie aus der Datenbank gestrichen? Die tatz bleibt am Ball.
Hier geht's zum Interview mit M's Nachfolger im Politbüro, Stefan Unger.