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Mit Deutschland Skandinavien beherrschen
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von Toni Swinnerton (swito01@cai.com)

ÜBERSETZT VON MATTHIAS SCHREIBER
 

Deutschland ist mein Lieblingsland im Spiel. Neben den offensichtlichen Gründen des festen Knotens von Versorgungszentren und der Möglichkeit, explosionsartig in jede Richtung zu expandieren, reizt mich irgendetwas an den schwarzen Steinen.

Im Jahre 1992 spielte auf der World DipCon in Canberra, Australien, ein exzentrischer Franzose Deutschland, in einem Spiel, in dem ich Rußland war. Er spielte eine Eröffnung, die mich um Atem ringen ließ. Ich kann mich an den Rest des Spiels nur ganz vage erinnern, aber ich werde nie vergessen, wie ich mich fühlte, als ich 1901 den bedrohlichen schwarzen Zug sah. Ich weiß nicht, ob diese Eröffnung einen Namen hat oder wer sie entwickelt hat, aber ich habe sie seit dem benutzt und mich in die Verhandlungen und Denkweise vertieft, die nötig sind, damit es funktioniert. Ich habe noch nicht gesehen, daß die Züge in einem Artikel im Web diskutiert wurden, daher hoffe ich, daß einen Beitrag mit diesem Artikel leiste.

Mein erster Ratschlag ist: Nimm Deutschland. Was ich diskutieren werde, wird mit keiner anderen Nation funktionieren.

Okay, jetzt bist du Deutschland. Wer sagt, daß du dich in einen westlichen Krieg begeben mußt? Fall nicht auf die Denkweise herein, die sagt, daß du dir von Frankreich und England einen als Feind und einen als Partner aussuchen mußt. Du mußt das Gleichgewicht zu diesen beiden Nachbarn halten. Am besten wäre es, wenn du sie dazu bekommst, gegeneinander zu kämpfen und du nur zu einen kleinen Teil daran beteiligt bist. Manchmal (das hängt von den Fertigkeiten deiner Mitspieler ab) kann ein E/F/D-Bündnis funktionieren. Ein guter Italien-Spieler wird einen durchschnittlichen Frankreich-Spieler beschäftigen, ohne größere Gewinne zu machen, obwohl Frankreich derjenige ist, mit dem du möglicherweise eine Allianz suchst. Ein durchschnittlicher England-Spieler kann nicht zu schätzen wissen, dass er sich ein neues Opfer suchen muß, wenn St. Petersburg einmal erobert ist. Ich versuche sie gewöhnlich dazu zu bekommen, daß es einen Bounce im Kanal gibt.

Außerdem mußt du wissen, was um dich herum so passiert. Das alte "Mittelmächte halten zusammen"-Motto wird dir ehrlichen Beifall von Österreich und Italien bringen. Wenn du Österreich oder die Türkei dazu bringst sich Rußland als Feind zu machen, ist das gut - aber eine Ö/T-Allianz ist nicht geeignet. Wenn Rußland anderswo unter Druck ist, dann ist er gezwungen, deinen Plänen zuzustimmen.

Nun, wie soll man mit dem Russen umgehen? Sei freundlich und empfänglich. Biete keine Allianz an - das wird jedem Russen komisch vorkommen. Selten formieren sich deutsch-russische Allianzen, und wenn sie es tun, dann existieren sie nicht lange. Mach einfach das übliche - entmilitarisierte Zonen in Pru und Sil und verspreche ihm Schweden. Sag, daß du von Kiel nach Dänemark ziehst, aber daß du ihm auf jeden Fall erlauben wirst, Schweden zu besetzen (vielleicht könnt ihr zwei gegen England kooperieren). Stelle sicher, daß Österreich und/oder die Türkei Russland Rumänien verweigern.
Deine Frühjahrszüge 1901 sind völlig neutral:

F Kie-Den
A Ber-Kie
A Mun-Ruh

Jeder wird jetzt sagen: "Ah, ein vernünftiger Deutschland-Spieler. Macht überhaupt nichts verrücktes." Und sie werden dir alle etwas Glauben schenken.

Was deine Nachbarn zogen, wird natürlich sehr interessant für dich sein. Wenn du die Situation nicht falsch deutest und sich die Dinge so entwickelt haben, wie du es gehofft hast, dann kannst du zum nächsten Schritt übergehen.

Laß Frankreich und England wissen, daß du es mal mit 3 Aufbauten versuchen willst. Du bist hinter Belgien her. Das könnte jetzt einige Meinungsverschiedenheiten verursachen und den Schrei "Deutschland mit 6 Einheiten Ende 1901! Das ist zu gefährlich!" und ein Zusammenarbeiten gegen dich provozieren. Sei also sehr vorsichtig. Wenn England und Frankreich einen Bounce im Kanal veranstaltet haben und keine französische Armee in Pic oder Bur steht, brauchst du gar nichts zu sagen - sie können Belgien nicht bekommen (gut, England könnte, aber wenn er sich darüber unsicher ist, wird er definitiv nach Norwegen ziehen). Der Punkt ist, wenn du sie beide dazu bringst zu glauben, daß es zwecklos ist, nach Belgien zu streben und dass ihre Einheiten andere Sachen zu tun haben. Lass sie wissen, dass, wenn sie dir Belgien überlassen, du es anstrebst, dich mit beiden von ihnen zu verbünden.

Versichere Rußland noch einmal, daß ihm Schweden gehört. Hoffentlich siehst du, daß Rumänien nicht in russische Hände fallen wird und daß zumindest einer im Süden gegen den Zaren ist.

Bis zu diesem Zeitpunkt hast du nichts getan, das jemanden provozieren könnte und wenn die Dinge danach aussehen, daß deine Pläne provozieren, kannst du aussteigen, ohne daß jemand daraus schlau geworden ist. Und du kannst 3 Aufbauten bekommen.

Hier ist es nötig, das Thema "begrenzter Konflikt" aufzuwerfen. Wenn du nur ein VZ von jemandem besetzt, bedeutet das noch lange nicht einen totalen Krieg - besonders wenn dieses VZ neutral ist. Heimatzentren sind etwas anderes, sie zu stehlen bewirkt meist eine ziemlich böse Reaktion. Aber ein neutrales, das nicht lange besetzt war, kann eine andere Geschichte sein. Verinnerliche das, denn du mußt das dem Russen nach diesem Zug verkaufen. Und du mußt es glauben - denn, um es mit den Worten George Castanzas auszudrücken, "Wenn du es glaubst, Jerry, dann ist es keine Lüge." Und aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie es auch nicht (aber halte dir deine Optionen offen).
Deine Züge im Herbst 1901 sind:

F Den-Bal
A Kie-Den
A Ruh-Hol

Ay caramba! Jetzt wird's gemein. Jetzt siehst du, warum Rußland anderswo unter Druck sein muß. Du hast gerade deine Absicht bekannt gegeben, Schweden im Frühling 1902 zu annektieren. Und das ist es, was du tun wirst.

Jetzt musst du dem Russen die Geschichte mit dem "begrenzten Konflikt" verkaufen. Ja, du willst Schweden, aber keinen totalen Krieg mit Russland. Der Kampf endet hier. Nach all dem ist er anderswo beschäftigt und kann keinen Zwei-Fronten-Krieg führen, besonders nicht mit dem Abbau am Ende von 1902. Das wird hart sein, aber es ist wichtig (der erwähnte Franzose konnte es mir nicht verkaufen, als ich Rußland spielte und ich bekam Rumänien und baute eine Flotte in St. Petersburg (sc)). Wenn du es machen kannst, frage den Russen, ob er sich nach Ska zurückzieht, um einen heimlichen Angriff auf England deinerseits zu unterstützen.

Hoffentlich hast du einen anhaltenden Konflikt zwischen England und Frankreich bewirkt, weil du dich für die französische Seite entscheiden wirst. Baue eine Flotte in Kiel und eine Armee in Mun (das wird den Russen etwas glücklicher machen). Beabsichtige auch, Belgien im Frühjahr 1902 zu besetzen.
Deine Züge sollten diese sein:

F Bal S A Den-Swe
A Den-Swe
F Kie-Den
A Hol-Bel
A Mun-Ruh

Wenn du es geschafft hast, Rußland zurück ins Boot zu holen und er nach Ska zurück gezogen hat (für die von euch, die sagen, daß sie das nie machen würden, wenn sie Rußland hätten: erinnert euch daran, daß ihr nicht Rußland habt - Ich habe es geschafft das zweimal hin zu bekommen), hast du zwei Flotten nahe der Nordsee und England wird keine Zusammenarbeit zwischen deiner Flotte in Den und der russischen in Ska erwarten.

Wenn du hart gearbeitet hast, einige Asse aus den Ärmeln gezogen hast und genug Glück hattest, kannst du am Ende von 1902 eine Flotte in Nth und sieben Einheiten haben, genug, um allein gegen England vorzugehen.

1903 solltest du planen, Norwegen zu erobern (mit oder ohne russische Hilfe; Bal-Swe und Swe-Fin sollten das schaffen) und eine gute Balance von Armeen und Flotten haben. Nachdem du an der Sezierung Englands teilgenommen hast, werden dir andere Umstände dein nächstes Opfer vorgeben - es könnte dein langer, leidender russischer Freund sein; nach all dem ist es nicht fair, ihn lange leiden zu lassen.

Wie bei allen Eröffnungsstrategien bei Diplomacy hast du sechs unberechenbare Größen, die den Erfolg deiner Pläne beeinflussen können - die anderen sechs Mitspieler. Die besten Pläne können in kritischen Zeiten schief gehen, aber ich glaube, diese Eröffnung lohnt sich alleine für den Schockwert im Herbst 1901.

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