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Die tatz. Ausgabe 01/2006.

Feuilletatz
Sind sie zu stark - bist du zu schwach! - Die neue Psychotest-Serie der tatz

Von Daniel Fuchs

Teil 1: Der diplomatische Gesinnungstest

Harte Zeiten für den politisch interessierten Diplomacy-Spieler!

Schwer verdauliche Kost wohin Mann oder Frau auch schaut: Gesinnungstest für Einbürgerungswillige, Gasbaron Putin dreht an den Daumenschrauben, Karikaturen und Kampf der Kulturen, globale Terrornetzwerke jenseits des staatlichen Gewaltmonopols, Bundeswehr statt Nationalelf während der WM und der erste weibliche Kanzler.

Unzählige Gründe, selbst das Runder in die Hand zu nehmen?

Aber seid Ihr in diesen schweren Zeiten auch aus dem richtigen Holz geschnitzt, um mit anderen Kulturen, Zivilisationen und Nationen in Kontakt zu treten und Diplomacy zu spielen?

Angesichts dieser harten, realpolitischen Entwicklungen bleibt nur eins, um das herauszufinden: Ein ironischer Blick durch die Brille des verbeamteten Personalchefs im Auswärtigen Amt.

Deshalb:

Diplomacy Gesinnungstest Teil 1

„Ziel dieses Gesprächsleitfadens ist es nicht nur Ihre Gesinnung festzustellen: Mit der Eingliederung in das internationale Diplomatencorps sind neben weitreichenden Rechten auch ausgedehnte Pflichten verbunden. Bevor allerdings Sitzungen für Neueinsteiger verpflichtend eingeführt werden, um die mitfühlende Spreu vom durchsetzungsfähigen Weizen zu trennen, folgt unter der Rubrik Diplomacy Gesinnungstest eine Reihe fortlaufender Themenkomplexe zum individuellen Selbststudium: Sind sie zu stark, sind Sie zu schwach!“

Thema I: Emotional-Diplomatische Lebenslagen:
Im Abgrund Ihrer Psyche – tiefer Höllenschlund oder flockiges Schaumbad?


FRAGE 1: Ihnen ist bekannt, daß sich zwei Mitspieler auf den Tod nicht leiden können. Welche Vorteile ziehen Sie aus dieser Erkenntnis?

  1. Keine. Für solche diplomatischen Kinkerlitzchen ist keine Zeit! Sie machen einfach beide Mimosen gleichzeitig fertig und proklamieren sich zum Beherrscher der Welt diesseits und jenseits des Spielfelds.
  2. Sie spielen einen Kollegen gegen den anderen aus und erweitern so Ihre eigenen Chancen.
  3. Ihr Spitzname ist Ghandi, Kofi oder Merlin. Sie versuchen sich in der hohen Kunst des peacemaking, um als grandioser Friedenstifter in die Geschichte der Partie einzugehen. Viel Glück.
FRAGE 2: Was halten Sie davon, daß äußere Umständen verfeindete Entscheidungsträger dazu zwingen können, ihre Nationen zwangsweise zu alliierten?
  1. Für Sie ist das völlig in Ordnung: „Wachstum selbst ist das einzige moralische ‚Ziel’.“ (John Dewey, Die Erneuerung der Philosophie) und diesem Ziel ordnen Sie alles unter.
  2. Ihre Feindschaften von gestern sind alleine Ihre Schuld, soviel ist sicher! Aber es besteht noch Hoffnung: „Sobald wir uns bewußt werden, daß die Prinzipien unseres Handelns nur auf unsrer blinden Bevorzugung beruhen, glauben wir in Wahrheit nicht mehr an sie.“ (Leo Strauss, Naturrecht und Geschichte)
  3. Undenkbar. Ihre Erzfeinde bleiben Erzfeinde, bis daß der Highscore Sie scheidet.
FRAGE 3: In Diplomacy können Spieler wegen schwerwiegendem Fehlverhalten partieintern isoliert werden. Würden Sie trotz eines solchen Containments besagte Person unterstützen?
  1. Ja, falls es Ihnen nutzt.
  2. Sie bevorzugen die selbstgewählte Isolation und ignorieren solche Entwicklungen.
  3. Sie berufen eine internationale Konferenz und versuchen die Verstimmungen durch friedensschaffende Maßnahmen multilateral zu bereinigen.
FRAGE 4: Ein langjähriger, ungeliebter Kollege (Erzfeindsyndrom) entpuppt sich als Ihr Nachbar in einer neuen Partie. Wie reagieren Sie?
  1. „Der politische Feind braucht nicht moralisch böse, (...) ästhetisch häßlich sein; er muß nicht als wirtschaftlicher Konkurrent auftreten, und es kann vielleicht sogar vorteilhaft erscheinen, mit ihm Geschäfte zu machen.“ (Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen)

    Sie geben ihm eine weitere Chance! Siehe auch Machiavelli, Discorsi, Buch III, Kapitel 47.: „Ein guter Bürger soll aus Vaterlandsliebe persönliche Beleidigungen vergessen.“
  2. Kommunikationssperre und Totaler Krieg sind für diesen ‚Kollegen’ noch zu gut.
  3. Sie heucheln Friedensbereitschaft und bei der erstbesten Gelegenheit bekommt Ihr Haßobjekt eine Abreibung auf die Kaiser Wilhelm II stolz wäre!
FRAGE 5: Was halten sie davon, daß sich zwei Mitspieler persönlich gut kennen?
  1. Kein Problem, auch Abel kannte Kain sehr gut.
  2. Sie legen ein Veto beim SL ein, in der Hoffnung, daß einer Ihrer Freunde oder Bekannten in die Partie nachrücken kann.
  3. Sie verteilen an beide gleichmäßig Ihre VZ: Der Völkerverständigung wegen (vielleicht lassen sie sich aber auch so auseinander bringen?).
FRAGE 6: Sie sind der Kaiser des Deutschen Reichs. Einer Ihrer Widersacher verbreitet Karikaturen über Sie: Ihr hübscher Kopf steckt dabei unter einer monströsen Pickelhaube, die der Form nach eine panzerbrechende 280mmm Schiffsartilleriegranate oder eine primitive Bombe mit Zündschnur darstellt. Wie reagieren Sie?
  1. Sie studieren die Details sehr genau und gratulieren Ihrem Kollegen zu dessen Engagement im Sinne von Presse- und Meinungsfreiheit.
  2. Sie stiften Ihre Untertanen dazu an, Bilder und Puppen des blasphemischen Aggressors zu verbrennen, auf seinen Namen zu spucken und die Fahnen seiner Nation zu schänden. Damit Ihnen dabei auch keine Fehler unterlaufen, entsenden Sie einige Diplomaten zur Schulung in den Nahen Osten, wo diese Art der Meinungsartikulation schon seit Langem praktiziert wird.
  3. Sie revanchieren sich mit einer Karikatur über die Königin von England. Die Anglikanische Kirche (deren Oberhaupt Sie gerade beleidigt haben) reagiert darauf mit äußerster Gelassenheit: Wie könnte ein barbarischer Hunne die edle Bewahrerin des wahren Glaubens auch beleidigen?
FRAGE 7: Ihr diplomatischer Nachbar möchte sich gerne Ihrer Nationaltracht entsprechend kleiden. Was tun Sie?
  1. Dirndlverbot! Für Sie als großdeutschen Kaiser kommt ein solch multikulturell verwirrendes Verhalten nicht in Frage, denn wo bleibt da die nationale Identität?
  2. Kopftuchzwang. Ihre osmanischen Armeen stehen wieder einmal vor Wien, diesmal aber mit starker Stoßrichtung aus Nordosten, über Berlin.
  3. Sie berufen eine Nudistenversammlung in Tri ein und philosophieren bei einem Glas Plavac nicht nur über die Befreiung der Völker, sondern auch der Körper.
FRAGE 8: Sie haben in einigen Partien erlebt, daß Spieler im Moment des sicher geglaubten Sieges scheiterten, weil ihr Bündnispartner plötzlich stabbte. Waren die Täter in Ihren Augen Terroristen oder Freiheitskämpfer?
  1. Sie sind fest davon überzeugt, daß diese Polarisierung niemanden weiterhilft: „Die Regeln für militärische Operationen lehren nicht darauf zu zählen, daß der Feind nicht kommt, sondern darauf, daß wir Mittel und Wege haben, mit ihm fertig zu werden; sie lehren nicht, darauf zu bauen, daß wir etwas haben, was unangreifbar ist.“ (Sunzi, bingfa)
  2. Freiheitskämpfer. Ihrer Meinung nach ist ein stab in einer solchen Lage nur natürlich und spieltechnisch gewollt: „Zwischen Menschen, die nur dann ihrer Gerechtigkeitspflicht gemäß handeln, wenn es in ihrem eigenen Interesse zweckmäßig ist, könnte es keine Freundschaft und gegenseitiges Vertrauen geben.“ (John Rawls, A Theory of Justice)
  3. Terroristen! Wenn Ihnen das Solo durch die Finger gleitet... Freiheitskämpfer: Wenn Ihrem Gegner das Solo durch die Finger gleitet: Denn „(w)ahr heißt alles, was sich auf dem Gebiete der intellektuellen Überzeugung aus bestimmten Gründen als gut erweist.“ (John Dewey, Die Erneuerung der Philosophie)
  4. Was soll der ganze Schmarrn? Sie wollen Ihre Partien gewinnen und haben weder Zeit noch Lust dieses philosophisch-theoretisch Gedöns zu lesen! Wo bleibt die Auswertung?!
Da, Auswertung:
 Frage 1Frage 2Frage 3Frage 4Frage 5Frage 6Frage 7Frage 8
a01010101010010
b1050010-5010
c5055551510
d       15


75-90 Punkte

Respekt. Entweder sind Sie der abgebrühteste, skrupelloseste und opportunistische Diplomat seit Angela Merkel und Henry Kissinger oder aber Sie bescheißen selbst bei diesem unbedeutenden Test!

Beides bezeugt ihren unbezwingbaren Willen zum Sieg. Alles ist Ihnen recht, nur solange Ihr Name ganz oben steht. Zwar sind Sie sich bewußt, daß der Sieg nicht alles ist, aber alles ist Nichts ohne den Sieg! Dabei gehen Sie nicht nur mit einem unglaublichen Zieldrang vor, sie vermeiden auf Ihrem leichenflankierten Weg ins individuelle Glück zumeist auch noch die üblichen emotionalen Erschütterungen und Verwerfungen – sowohl bei sich, als auch bei Ihren Kollegen.

Mit stoischer Gelassenheit, armdicken Nerven aus gehärteten Drahtseilen und einem eiskalten Herz aus superharten Uran stellen Sie die Krönung der diplomatischen Schöpfung dar: Und zugleich wissen Sie noch die schönen Dinge des Lebens zu schätzen (siehe Frage 7).

20-70 Punkte

Sie gehören zum ehrenwerten Durchschnitt des Diplomatenkorps. In Ihrer Brust schlummern zwei Seelen: Die ein weiß was zu tun ist, um zu siegen. Die andere hegt dank guter Erziehung jedoch (noch) massive Skrupel, ob dieses Verhalten Ihnen nicht nur einen hohlen Sieg beschert.

Als durchschnittlicher Selbstzweifler sind sie hin und her gerissen zwischen Aggressivität und Zaghaftigkeit. Oft entscheiden Sie sich genau im falschen Moment für die falsche Gangart. Arbeiten Sie verstärkt an ihrer Wahrnehmung, um diese Problem zu beheben! Dann können Sie sowohl Ihre diplomatische Integrität bewahren, als auch Ihre Erfolge maximieren.

0-15 Punkte

Falls Sie es nicht bemerkt haben: 10 Punkte sind das absolute Minimum der erreichbaren Punkte. Neben der theorielastigen Frage 8, haben Sie also irgendwo noch 5 Punkte zu Ihrer Ehrenrettung aufgegabelt.

Sie gehören entweder zur beträchtlichen Gruppe emotional aufbrausender Diplomaten, deren Hauptanliegen es ist ohne größere Zielvorstellung und Kommunikationsleistung einfach Ihr Bestes zu geben (was oft genug Ihr Schlechtestes ist) oder aber Sie besudelt das glanzpolierte Parkett mutwillig: Irgendwo müssen sie einfach ihre emotionale Sau rauslassen. Warum nicht hier?

Ihre Vorbilder sind Kaiser Wilhelm II oder Nikita Chruschtschow: Wie ersterer haben sie entweder ein unerschütterlich selbstbewußtes Auftreten mit markigen Worten und tauben Ohren. Oder wie letzterer nutzen Sie ihr Schuhwerk nicht nur um schlammige Fußabdrücke auf dem diplomatischen Parkett zu hinterlassen, sondern auch dafür ihren Gegner mit Nachdruck Ihren Standpunkt einzuhämmern.

Alles in allem sind sie äußerst geeignet für den Beruf des Diplomaten.